Anfänge des Buddhismus in Japan

  (日本に於ける仏教の始まり)

 

László Hankó:
Der Ursprung der japanischen Vinaya-Schule Risshū und die Entwicklung ihrer Lehre und Praxis
日本の律宗の起源とその教義と実習の変遷
Cuvillier Verlag Göttingen, 2003. (433 Seiten)
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Abschnitte aus dem Buch:

 

Quellentexte:
Gyōnen 凝然 (1240-1321):
                           Risshū kōyō 律宗綱要
                           Sangoku buppō denzū engi 三國佛法傳通縁起

Risshū kōyō

A.1.
Im Jahr des Affen, 13. Jahr der Herrschaft des Kaisers Kinmei wurde die Lehre des Śākyamuni zum ersten Mal in dieses Land übermittelt. ... Im 10. Jahr der Yongping-Ära des Kaisers Ming des Späteren Han-Reiches (67 n.Chr.) gelangte die Lehre Buddhas aus Indien (Tenjiku 天竺) nach China. Nach 300 Jahren erreichte der chinesische Buddhismus Kudara. Nach 100 Jahren ... gelangte der Buddhismus aus Kudara erstmals auf japanischen Boden. Das Dharma (buppō 佛法) verbreitete sich allmählich, aber die Gebote (kaihō 戒法) kamen noch nicht zur Geltung.

A.2.
Im Jahr 576 wurden Sūtren und Abhidharma-Schriften (kyō-ron 經論) durch einen Vinaya-Meister (risshi 律師), einen Zen-Meister (zenji 禅師), einen Mantra-Rezitator (jushi 咒師), eine Nonne (bikuni 比丘尼) usw. aus Kudara herübergebracht. Seit dieser Zeit kamen die Mönche allmählich nach Japan.

A.3.
Im Jahr 588 sind Mönche aus Kudara gekommen. Soga no Umako no Sukune wollte sich durch sie über die Lehre der Ordination (jukai no hō 受戒之法) unterweisen lassen. Aber trotz aller Bemühungen waren die Voraussetzungen ungenügend, um eine Mönchsweihe der Lehre entsprechend ausführen zu können.

A.4.
Es gab im Lande drei Nonnen, die in Japan geboren sind. ... Die erste hieß Zenshin, die zweite Zenzō, die dritte Ezen. Alle drei hatten die Absicht, die Gebotsweihe zu empfangen, ... und fuhren im Jahr 588 nach Kudara. Im selben Jahr empfingen sie die 10 Gebote (十戒 für Novizen und Novizinnen) und die 6 Gebote (六法戒 für weibliche Studierende). Im folgenden Jahr erhielten sie die vollen und genügenden Gebote (具足戒). Im nächsten Jahr (590) kehrten sie in ihre Heimat zurück. ...

A.5.
Im Jahre 588 wurden aus Kudara 6 Mönche nach Japan geschickt. Um sie unterzubringen, baute man ... provisorische Mönchsklausen, die später zu einem prächtigen Tempel umgebaut wurden. Dieser war der Vorgänger des Tempels Gangōji. Somit waren für die Mönchs- und Nonnengemeinde die Grundsteine gelegt.

A.6.
Danach haben sich die Mönchs- und Nonnengemeinden allmählich in den Ländern Japans ausgebreitet. Weil aber die Voraussetzungen schlecht waren, konnte man keine Ordination durchführen. Mönche, die nach Japan kamen, waren in ihren Ländern bereits als bhiksu (bikusō 比丘僧) ordiniert, aber hierzulande waren sie nicht imstande, die vollen und genügenden Gebote zu erteilen. ... Sie empfingen entweder die Gebotsweihe in den dreifachen reinen Geboten von einem anderen Mönch, oder sie führten eine Selbstweihe durch, indem sie die guten Merkmale (kōsō 好相) zu sehen bekamen.

Das ist alles, was Gyōnen im Risshū kōyō für die Zeit zw. 552 und 736 (Dōsens Ankunft in Japan) berichtet.

Die übrigen Ereignisse lassen sich durch andere Quellen (Nihongi, Sangoku buppō denzū engi von Gyōnen) rekonstruieren.

Sangoku buppō denzū engi

624 (32. Jahr der Kaiserin Suiko): Errichtung einer dreiköpfigen Aufsichtsbehörde (sōgō 僧綱), um die buddh. Gemeinde zu beaufsichtigen. An der Spitze dieser Behörde stand der Oberregulator (sōjō 僧正). Die anderen beiden Regulatoren waren sōzu 僧都 und hōzu 法頭.

Vorwand für die Maßnahmen: Ein Mönch hatte seinen Großvater mit einer Axt erschlagen.

Es war außerdem schon ohnehin fällig, gegen den sittlichen Verfall in den buddh. Gemeinden etwas zu tun.

Die Aufgabe der neuen Behörde war jedoch nur die Kontrolle und nicht die Hebung des moralischen Niveaus der Gemeinde. Die Einführung eines Ordinationssystems war auch nicht vorgehabt.

Im selben Jahr (624) wurde eine Zählung durchgeführt: es gab in 46 Tempeln 816 Mönche und 569 Nonnen. Ob sie ordiniert waren, wird nicht berichtet.

625: Ekan 慧灌, der Gründer der japanischen Sanron-Schule 三論宗, wurde zum zweiten Oberregulator.

645 (1. Jahr der Taika-Ära): Ernennung von 10 Lehrmeistern (jūshi 十師), damit sie die Buddhisten lehren und leiten. Fünf von ihnen haben in China studiert, zwei sind aus Kōkuri, einer ist aus Kudara gekommen. Es ist möglich, dass alle in den 250 Geboten der gusokukai ordiniert waren. Ihre Aufgabe war jedoch nicht die Erteilung der Weihe, sondern Aufsicht und Verwaltung.

653: Mehrere Mönche wurden zum Studium nach China entsendet, unter ihnen Dōshō (629-700), der bei Xuanzang studiert und nach seiner Rückkehr die Hossō-Schule begründet hat.

683: Die Behörde sōgō wurde erweitert.

686: Im letzten Regierungsjahr des Kaisers Tenmu wurden zahlreichen Menschen erlaubt, in den gesitlichen Stand einzutreten. Der gesundheitliche Zustand des Kaisers verschlechterte sich und man erhoffte durch Buddhas Hilfe eine Besserung.

701 (1. Jahr der Taihō-Ära) wurde das Gesetzbuch Taihō-ritsuryō 大寶律令 erlassen. Es enthielt Verordnungen für Mönche und Nonnen in 27 Artikeln.

Risshū kōyō:
A.7.
... Seit dem 13. Jahres des Kaisers Kinmei (552) vergingen bereits 200 Jahre, ... aber die mönchische Disziplin wurde hierzulande immer noch nicht verbreitet.
Im 5. Jahr der Tempyō-Ära (733), unter der Regierung des 45. Herrschers, Kaiser Shōmu, wurde den Mönchen Yōei 榮叡 und Fushō 普照 aus dem Tempel Kōfukuji 興福寺 befohlen, zum Studium nach China zu fahren. ... In Luoyang baten sie Daoxuan 道璿 (J. Dōsen), nach Japan zu fahren und dort die Gebotsweihe zu erteilen. Yōei und Fushō blieben zum Studium in China.
Daoxuan war 35 Jahre alt, als er im 8. Jahr der Tempyō-Ära (736) auf dem Schiff des zweiten Botschafters Nakatomi no Asonnashiro 中臣朝臣名代 nach Japan kam. ... Aber die Zahl der Mönche war unvollständig und es war daher keine Ordination auf einer Weihbühne durchzuführen.

A.8.
... Der Mönch Rōben 朗辨 sagte aufgrund seines Traums, im Tempel Konshōji 金鐘寺 soll man mit dem Vortragen der Ordenssatzung anfangen. Der Meister Dōyū wurde beauftragt, die (Bodhisattva-)Gebote des Bonmōkyō zu rezitieren. Das sind die Anfänge der Poşadha-Zeremonie in Japan. ... Dōsen hatte viele Schüler, unter ihnen viele, die die mönchische Disziplin klar verstanden haben. ...

 

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